„Wohnungsbau Gottes“
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen… Ich komme wieder und werde euch zu mir holen. (Joh 14, 2a. 3b)
Die Friedhofskultur unterscheidet sich in den verschiedenen Gegenden der Erde. Bei Besuchen in fremden Ländern schaue ich mir gern die Friedhöfe an, um etwas zu erahnen von der Kultur des Lebens und des Todes. In den USA sah ich einen Friedhof mit großen Grabdenkmalen, die Häusern und Tempeln glichen. Sie werden ein Vermögen gekostet haben. Ich hoffe, dass sie Ausdruck der Wertschätzung der Verstorbenen sind und nicht nur Zeichen für Vermögen und Ansehen derjenigen, die das Grabmal errichtet haben.
„Ein Haus für die Familie bauen!“ – das war für die Vertriebenen immer ein großes Ziel. In verschiedenen Städten wurden Siedlungen für Vertriebene angelegt, die man bis heute noch sehen kann und die als solche bei den Bewohnern einer Stadt noch bekannt sind. Weil Haus und Hof verlassen werden mussten, war der Bau eines Hauses für die Vertriebenen wie der Gewinn einer neuen Heimat und zugleich ein Zeichen dafür, nicht mehr zurückkehren zu wollen, sondern hier neu anzufangen.
Jesus Christus beschreibt das Leben im Himmel im Bild der Wohnung und des Hauses. Er lädt uns ein, ins Haus seines Vaters einzuziehen und zu leben. Wir können uns das Gotteshaus wie einen solchen prachtvollen Totentempel vorstellen. Wir können aber auch sagen: Bei Gott sein ist wie Wohnen in einem schönen Haus, in dem eine gute Atmosphäre herrscht und die Menschen einander lieben und achten. Gerade Der- und Diejenige mit schlimmen Erfahrungen von Hauslosigkeit, Flucht und Obdachlosigkeit wird das Bild von der himmlischen Wohnung gern annehmen und sich darauf freuen. Geborgenheit bei Gott wird als eine österliche Botschaft angesehen, die hoffen lässt, auch wenn das Tor des Todes noch durchschritten werden muss.
Bei der Segnung einer Wohnung betet der Priester: „Lass uns nicht vergessen, dass unsere irdische Wohnung einst abgebrochen wird und dass wir berufen sind zur ewigen Gemeinschaft mit dir.“ Ostern feiern bedeutet: sich nach Geborgenheit bei Gott sehnen und in allem, was hier schon Geborgenheit geben kann, einen Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit erkennen und sich daran freuen.
Frohe Ostern und die Erfahrung von Geborgenheit wünsche ich daher von Herzen.
+ Weihbischof Dompropst Dr. Reinhard Hauke
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge