Sechste Wallfahrt in der Rhein-Neckar-Region (Ludwigshafen-Oggersheim) des Gerhardsforums Banater Schwaben
Die Gründe des Pilgerns sind vielschichtig. Im Kern ist es wohl die Sehnsucht, dem Geheimnis Gottes zu begegnen, aber auch dem Alltagstrott zu entfliehen, einmal seine Lebenszusammenhänge zu überprüfen und mit anderen Menschen einen zeitlich begrenzten Ausnahmezustand zu erleben.
Die Wallfahrt kennt man aus dem Juden- und Christentum, ebenso im Islam. Eine Wallfahrt ist die Reise zu einem heiligen Ort, an dem Gott in besonderer Weise seine Hilfe zeigt. Die Wallfahrer lassen ihren Alltag, ihren Beruf und oft ihre gewohnte Umgebung hinter sich und brechen auf. Oder, Wallfahrer ziehen zu einem bestimmten Ort, an dem sie ihre Sorgen und Probleme gut aufgehoben wissen. Ein Ort, an dem sie im Gebet, in einem besonderen Gottesdienst, in einer Meditation oder einer Andacht sich den besonderen Fürsprechern und Gott zuwenden können. Jerusalem ist der Ort des Wirkens Jesu Christi und Rom derjenige der Märtyrer. Da wird Jesus, da werden besondere Menschen, nicht nur für ihr Suchen nach Gott und ihre Glaubensstärke Zeugnis verehrt, an solchen Orten fühlt man sich auch in der eigenen Nachfolge gestärkt, ja zutiefst geborgen.
Die Wallfahrtskirche zum „Heiligen Haus in Loreto“ in Ludwigshafen-Oggersheim ist für viele unserer Landsleute aus der Rhein-Neckar-Region – und derer darüber hinaus – zu einem solchen Ort geworden. Diese Wallfahrtskirche in Ludwigshafen-Oggersheim ist die Pilgerstätte für viele der Landsleute, Aussiedler, Vertriebenen und Flüchtlinge aus der Rhein-Neckar Region, die mit Auto, Bahn, Bus und Straßenbahn leicht erreichbar ist. Es ist aber auch ein Ort, der intensiv spirituell wahrgenommen wird. In besonderer Weise können sie sich hier mit ihren Anliegen, Problemen und Sorgen der Fürsprache der Gottesmutter Maria anvertrauen. Wichtig bei einer solchen Wallfahrt ist auch, dass viele der alten Landsleute, die nicht mehr mitfeiern können, diese Wallfahrt im Gebet begleiten. Zu der 6. Wallfahrt nach Oggersheim kamen auch diesmal am Sonntag, den 4. Mai 2014, viele Pilger.
Der Kirchenraum konnte auch diesmal nicht alle Wallfahrer fassen. Weihbischof Dr. Reinhard Hauke nötigte Teilnehmer zusammenzurücken, damit alle in den Kirchenraum passten. Eingeladen hat auch diesmal das Gerhardsforum Banater Schwaben e.V. mit der Aussiedlerseelsorge der Diözese Mainz. Zur Zelebration des Gottesdienstes kam Weihbischof Dr. Reinhard Hauke aus Erfurt, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Aussiedler, – somit wurde der Gottesdienst zu einem Pontifikalamt. Weihbischof Dr. Reinhard Hauke ging in der Predigt von den Lesungen aus und rief die Gottesdienstbesucher auf das Leben der Flüchtlinge, Vertrieben und das der Aus- und Übersiedler mit dem anderer Menschen zu vergleichen. Er sagte: „Das Leben bedeutet, mehr oder weniger, mehr, als der gerade Verlauf einer Biografie. Es bedeutet auch mehr als die Sicht, die Außenstehende auf uns haben können. Wir können verwundert sein über die Unterschiedlichkeit der Lebenswege. Bei aller Unterschiedlichkeit der Lebenswege ist das Leben das Gefühl und die Gewissheit, geliebt und gebraucht zu werden. Leben ist, in guten Beziehungen zu anderen Menschen und zu Gott zu stehen. Leben bedeutet, mit Freud und Leid bewusst und angemessen umgehen zu können. Leben bedeutet, Jesus nachzufolgen, indem wir hören, was er gesagt hat und versuchen, das zu tun, was er getan hat. Leben bedeutet, zu spüren, die Verkündigung der Jünger bleibt keine einmalige Geschichte. Gott zeigt jedem von uns die Wege zu seinem Leben. Und dieses Leben der Nachfolge Jesus, soll durch uns, für andere, erfahrbar werden.
Unter den Zelebranten war auch Visitator a. D. Msgr. Andreas Straub, er war aus Bayreuth angereist um mit den Banater und den anderen donauschwäbischen Landsleuten und Aussiedlern zu feiern, wie auch Pfarrer Paul Kollar, dem Geistlichen Beirat des Gerhardsforums. P. Darek, der Prior des Minoritenklosters, zog gemeinsam mit den Zelebranten zum Gottesdienst ein und ließ die Wallfahrer herzlich begrüßen. Mit diesem Gottesdienst wurde Pfarrer Paul Kollar, der Geistliche Beirat des Gerhardsforums, in der Nachfolge der Visitatoren, in seine Aufgabe als Präses dieses Werkes und der Aussiedlerseelsorge eingeführt. Seit dem Tod des letzten Visitators, Egmont Topits, Anfang dieses Jahres, teilt er diese Arbeit mit Pfr. Peter Zillich aus Regensburg. Der Gottesdienst wurde umrahmt von donauschwäbischen Landsleuten, die sich beim Fahnentragen sichtbar einbrachten. Dabei waren auch z. T. die Vorstände der Gemeinden, vertreten durch die Fahnenabordnungen der HOG Lenauheim, vertreten durch Herrn Werner Griebel, die der HOG Ebendorf, vertreten durch Herrn Albert Meixensberger, die der HOG Neupanat, vertreten durch die Herren Richard Jäger und Michael Henritzi, die der HOG Wetschehausen, vertreten durch Herrn Walter Landsmann. Begrüßen durfte man zu diesem Gottesdienst auch: Herrn Jürgen Griebel, stellvertretender Bundesvorsitzender der Banater Schwaben, Herrn Josef Jerger, Ehrenlandesvorsitzender der Donauschwaben, Herrn Richard Jäger, Keisvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Mannheim und stellvertretender Landesvorsitzender der Banater Schwaben in Baden-Württemberg sowie Herrn Bernhard Krastel, Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben und Ehrenvorsitzender der Banater Schwaben.
Musikalisch gestaltet und umrahmt wurde dieser Gottesdienst vom Frankenthaler Singkreis und dem Blasorchester „Pfalzklang“ aus Frankenthal. Frau Eicher-Müller, die Leiterin des Frankenthaler Singkreises, selbst eine ungarndeutsche Landsmännin, hat den musikalischen Teil des Gottesdienstes, das Marienliedersingen und die Lieder der Maiandacht schon lange vorbereitet und sehr kompetent geleitet. Den Gottesdienst haben sehr würdevoll als Organist Herr Albert Schankula sowie das Blasorchester „Pfalzklang“, musikalisch begleitet. Das Blasorchester „Pfalzklang“ hat, wie auch im letzen Jahr, viel Stimmung in den musikalischen Teil des Gottesdienstes, aber auch anschließend in die Räume des Treffens gezaubert.
Der Einzug des Bischofs zum Pontifikalamt wurde von einer Gruppe von acht Kommunionkindern aus St. Bonifazius Mannheim angeführt. Die Kinder der Erstkommuniongruppe wurden eine Woche zuvor von Herrn Richard Jäger und einem aus Indien stammenden Katecheten gemeinsam in ihrer Heimatpfarrei St. Bonifazius Mannheim zur Erstkommunion geleitet. Großen Anklang fand auch das von dem Kind J. Jäger vorgetragene Mariengedicht.
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es die Gelegenheit, an einem gemeinsamen Mittagessen mit anschl. Kaffe und Kuchen teilzunehmen und sich mit Verwandten Freunden und Bekannten zu unterhalten.
Zu dem Mittagessen gehörte auch diesmal eine riesige Kuchentheke aus gespendeten Torten, Kuchen und sonstigen Gebäckstücken. Die von den Landsleuten gespendeten Torten, und das viele leckere Kleingebäck, haben den Tag auf eine besondere Weise versüßt. Mit dem Einsatz vielen hat sich auch diesmal verwirklichen lassen, was Wunsch vieler war: Gemeinschaft Gleichgesinnter zu erleben und die Liebe zu Maria, der Mutter Jesu, in der Seele vieler Menschen tief zu verankern. Ihnen allen sei herzlichst gedankt.
Von den Begegnungen solcher Gemeinschaften darf man wieder für lange Zeit zehren. Und für den 10. Mai 2015 ist wieder in diesem oder ähnlichem Rahmen, eine nächste Wallfahrt angesagt. (P.K.)